WKÖ | Kühnel zu EU Afrika-Gipfel: Hoffnungsmärkte für Österreichs Exportwirtschaft
Zusätzliches Exportpotenzial von rund 2 Mrd. US-Dollar vor allem in Südafrika, Algerien, Ägypten, Marokko und Nigeria – Handelsbeziehungen zwischen EU und Afrika vertiefen
„Viele afrikanische Länder sind für die heimische Exportwirtschaft wichtige Zukunfts- und Hoffnungsmärkte und damit unternehmerische Hotspots. Das zeigt die sehr gute Entwicklung der Exportzahlen 2021 und in den Jahren davor, die durch die Pandemie nur kurz gebremst wurden“, sagt Mariana Kühnel, stellvertretende Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) im Vorfeld des heute, Donnerstag, in Brüssel beginnenden EU-Afrika-Gipfels.
2020 machten die rot-weiß-roten Afrika-Exporte mit rund 1,7 Milliarden Euro in etwa 1,2 Prozent der gesamten Exportleistung aus, im vergangenen Jahr stiegen die Ausfuhren von Jänner bis November (aktuellere Daten noch nicht verfügbar) um weitere 8 Prozent. Laut Kühnel bestehe noch deutlich mehr Potential, „zumal sich ca. 80 Prozent der österreichischen Exporte nach Afrika auf gerade einmal 7 Staaten verteilen“. Südafrika ist dabei mit gut einem Drittel der österreichischen Afrika-Exporte der mit Abstand wichtigste Zielmarkt, gefolgt von Algerien, Ägypten, Mali, Marokko, Nigeria und Tunesien. Ebenfalls unter den Top 10: Libyen, Senegal sowie Cote d’Ivoire.
Von Megatrends profitieren und EU-Handelsbeziehungen ausbauen
Analysen des International Trade Center (ITC) weisen für heimische Unternehmen in den Ländern Afrikas ein zusätzlich nutzbares Exportpotenzial von rund 2 Mrd. US-Dollar aus. Besonders gut sind die Chancen demnach in Südafrika, Algerien, Ägypten, Marokko und Nigeria. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, von den Megatrends in Afrika zu profitieren, etwa einer rasch wachsenden und sich urbanisierenden Bevölkerung mit steigender Kaufkraft, der schnell voranschreitenden Industrialisierung, dem großen Aufholbedarf im Bereich Infrastruktur sowie der Einführung mobiler und digitaler Technologien. „Diese Megatrends decken sich mit den Stärkenfeldern der österreichischer Firmen“, betont Kühnel. Gute Perspektiven gibt es etwa in der Infrastruktur und Bauwirtschaft, bei erneuerbaren Energien, in der Umwelttechnik, Wasserwirtschaft oder Medizintechnik.
Wirtschaftskammer unterstützt mit AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA beim Markteinstieg
Allerdings gilt: „Auch wenn Afrika für Österreichs und Europas Unternehmen großes Potenzial hat, muss der Schritt dorthin überlegt und gut vorbereitet sein. Wer dorthin geht, braucht Erfahrung und einen langen Atem. Hier bietet die Wirtschaftskammer den Betrieben mit den Stützpunkten der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA vor Ort zielgerichtete Unterstützung und Beratung“, betont die stellvertretende WKÖ-Generalsekretärin.
Auf Seiten der EU ist es aus Sicht der Wirtschaftskammer wichtig, die Handelsbeziehungen zu den afrikanischen Ländern auszubauen. So unterschiedlich Entwicklung, Kultur und Rahmenbedingungen auf dem afrikanischen Kontinent sind, so unterschiedlich ist auch die regulatorische Zusammenarbeit gestaltet. Mit Algerien, Ägypten, Marokko und Tunesien bestehen Europa-Mittelmeer-Abkommen, mit den restlichen Ländern Afrikas entwicklungsorientierte Wirtschaftspartnerschaftsabkommen. Alle diese Abkommen entsprechen nicht dem umfangreichen EU-Standard für Handelsabkommen mit anderen Wirtschaftspartnern und sollten daher modernisiert bzw. erweitert werden. „Dazu sollte vom EU-Afrika Gipfel ein klares Signal ausgehen“, sagt Kühnel abschließend.