WKÖ | Chancen durch Mercosur-Abkommen für Klimaschutz und Diversifizierung nutzen
Absatz- und Beschaffungsmärkte diversifizieren – Europäische Standards & Klimaschutz durch Abkommen in andere Regionen exportieren
„Gerade in wirtschaftlich fordernden Zeiten müssen wir die richtigen Maßnahmen für unsere Exportwirtschaft mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ergreifen. Das fertig ausverhandelte EU-Mercosur-Abkommen sollte jetzt so schnell wie möglich zur Umsetzung gebracht werden. Davon würden beide Seiten massiv profitieren“, betont WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf.
Die EU wäre weltweit der erste Wirtschaftspartner mit einem solchen Abkommen mit den Mercosur-Ländern. Auch stehen bereits jetzt österreichische und europäische Unternehmen vor Ort im harten Wettbewerb mit der Konkurrenz aus China und den USA. Der Abbau von Zöllen, die Vereinfachung von Produktzertifizierungen oder der Zugang zum öffentlichen Beschaffungsmarkt der Mercosur-Staaten brächten für EU- und österreichische Exportunternehmen einen handfesten Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenten aus anderen Regionen. „Diesen Trumpf dürfen wir uns nicht entgehen lassen“, sagt Kopf mit Blick auf rund 1.400 heimische Betriebe, die in den Mercosur-Ländern aktiv sind. Außerdem werden 32.000 Arbeitsplätze durch den EU-Handel mit dem Mercosur-Raum in Österreich gesichert. Zudem wird die heimische Landwirtschaft durch niedrige Zollkontingente und im Bereich Rindfleisch sogar mit einem reduzierten Zollsatz geschützt. Letztlich wird es zu keiner vollständigen Öffnung des EU-Marktes kommen.
Grüne Transformation benötigt Zugang zu Rohstoffen
Die Corona-Pandemie und der russische Angriffskrieg in der Ukraine hätten gezeigt, wie riskant einseitige Abhängigkeiten bei Lieferketten sind. Kopf: „Wenn möglich, müssen wir uns auf breitere Beine stellen. Eine kluge, moderne Handelspolitik kann als Türöffner fungieren, mit dem wir unsere Absatz- und Beschaffungsmärkte weiter diversifizieren. In vielen EU-Ländern hat es hier jüngst ein Umdenken gegeben, Österreich darf hier nicht blockieren. Das gelte auch für aktuelle Anstrengungen, die Abhängigkeit von China bei der Versorgung mit Rohstoffen oder Vorprodukten zu verringern. Auch mit Blick auf die grüne Wende brauchen die EU-Länder Zugang zu wichtigen Rohstoffen (Lithium, Niobium, Silicium Metall etc.). Das Mercosur-Abkommen kann und würde hier helfen. Gibt es doch in Argentinien und Brasilien wichtige Rohstoffvorkommen. Andernfalls fehlen die erforderlichen Rohstoffe und Vormaterialen für beispielsweise Windkraft- und Solaranlagen.“
Klar sei, dass die hohen europäischen Standards im Sozial-, Umwelt- und Lebensmittelbereich durch das Mercosur-Abkommen weiter sichergestellt bleiben. Ebenso enthält das Abkommen eine klare Verpflichtung zu den ILO-Kernarbeitsnormen, zum Pariser Klimaabkommen, zur Aufforstung des Regenwaldes und zum Vorgehen gegen illegale Brandrodungen. „Dadurch haben wir einen zusätzlichen Hebel in der Hand, um die Partnerländer an ihre internationalen Verpflichtungen effektiver zu binden. Ein gut gemachtes Abkommen könnte ein wirksames Instrument sein, um unsere hohen europäischen Standards in andere Erdteile erfolgreich zu exportieren. Ohne Mercosur-Vertrag haben wir diese Möglichkeiten nicht“, argumentiert der WKÖ-Generalsekretär abschließend.