ÖGfE | Euro ist in turbulenten Zeiten Bezugspunkt und Stabilitätsanker
57 Prozent haben großes, 39 Prozent geringes Vertrauen in den Euro | Für 74 Prozent ist er wichtiger Bestandteil europäischer Identität – Umfrage
„Vor 20 Jahren wurde der Euro als Bargeld eingeführt. Heute hat die Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher großes Vertrauen in die gemeinsame Währung. Ihr Stellenwert für die europäische Integration wird zudem aktuell deutlich höher eingestuft, als dies in den letzten Jahren der Fall war“, analysiert Paul Schmidt, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE), das Ergebnis einer aktuellen österreichweiten Umfrage, die von 1. bis 3. Dezember 2021 online unter 800 Befragten durchgeführt wurde.
In der Umfrage geben insgesamt 57 Prozent der Befragten an, „sehr großes“ (15 Prozent) oder „großes“ (42 Prozent) Vertrauen in die Gemeinschaftswährung zu haben. Die Zahl jener, die „geringes“ (25 Prozent) bzw. „sehr geringes“ (14 Prozent) Vertrauen in den Euro haben, beträgt 39 Prozent. Eine seit 2010 bestehende Zeitreihe macht deutlich, dass das Euro-Vertrauen vor allem in den Jahren 2011 bis 2012 stark rückläufig war, sich in den Folgejahren jedoch stabilisierte und ab 2017 wieder tendenziell zunahm. Gegenüber der letzten Umfrage von Dezember 2018 ist die Zahl jener, die dem Euro mit „sehr/großem“ Vertrauen begegnen, gleichgeblieben, die Zahl jener, die ihm „geringes/kein“ Vertrauen entgegenbringen, ist leicht gestiegen.
„Das Vertrauen in die Währung ist stets auch ein Indikator für die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Gesamtsituation, die derzeit stark von der Corona-Krise sowie den damit verbundenen Sorgen um Wirtschaft und Arbeitsplatz geprägt ist“, sagt Schmidt. „Gerade in turbulenten Zeiten vermittelt der Euro Sicherheit und Stabilität und wird vor allem auch als identitätsstiftendes Symbol der europäischen Einigung gesehen, zu dem jeder Mensch einen Bezug hat. Kein Wunder also, dass sich nach langen Krisenjahren das Vertrauen in den Euro gerade jetzt positiv entwickelt und eine deutliche Mehrheit von seinem langfristigen Bestand ausgeht.“
Etwa drei Viertel der Befragten (74 Prozent) sind davon überzeugt, dass der Euro langfristig als gemeinsame Währung Bestand haben wird. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2011. Ein knappes Viertel (23 Prozent) ist weniger optimistisch. 3 Prozent können zu dieser Frage nicht Stellung beziehen.
Acht von zehn Befragten (79 Prozent) sind der Ansicht, dass der Euro für die Stellung der Europäischen Union in der Weltwirtschaft „sehr“ (49 Prozent) bzw. „eher wichtig“ (30 Prozent) ist. Weniger als ein Fünftel (17 Prozent) kann sich dieser Meinung nicht anschließen und antwortet, der Euro sei in diesem Zusammenhang „eher nicht“ (10 Prozent) oder „gar nicht“ (7 Prozent) wichtig. 4 Prozent antworten „weiß nicht“. Gegenüber Dezember 2018 ist die Zahl jener, die den Euro in dieser Frage für sehr wichtig halten, um 14 Prozentpunkte gestiegen. Ebenfalls gestiegen ist aber auch die Zahl jener, die dem gar nicht zustimmen (+ 7 Prozentpunkte).
Drei Viertel der Befragten (74 Prozent) zeigen sich überzeugt, dass die gemeinsame Währung für die Entwicklung einer europäischen Identität „sehr wichtig“ (36 Prozent) bzw. „eher wichtig“ (38 Prozent) ist. Etwa ein Fünftel (22 Prozent) stimmt dem nicht zu und sagt, der Euro als identitätsstiftendes Merkmal sei „eher nicht“ (13 Prozent) oder „gar nicht“ (9 Prozent) wichtig. Nachdem die Zahl jener, die den Euro in diesem Bereich für wichtig halten, in den vergangenen drei Befragungen seit 2014 in etwa konstant war, ist sie nun um 12 Prozentpunkte gestiegen. Gegenüber der letzten Umfrage (2018) ist die Zahl jener, die die Rolle des Euros in dieser Frage für wenig relevant halten, um 5 Prozentpunkte zurückgegangen, gegenüber 2017 beträgt der Rückgang sogar 14 Prozentpunkte.
Sieben von zehn ÖsterreicherInnen (71 Prozent) sagen, dass die gemeinsame Währung für die Weiterentwicklung der Europäischen Union „sehr wichtig“ (36 Prozent) oder „eher wichtig“ (35 Prozent) ist. Diese Ansicht teilt ein knappes Viertel (23 Prozent) nicht und antwortet, der Euro hätte in dieser Beziehung eher geringe (15 Prozent) oder gar keine Bedeutung (8 Prozent). 6 Prozent äußern sich nicht dazu. Gegenüber der Vergleichsumfrage von 2018 ist die Zahl jener, die den Euro in dieser Frage für wichtig halten, um 14 Prozentpunkte gestiegen, was den höchsten Wert seit 2014 bedeutet. Die Zahl der SkeptikerInnen ist um 6 Prozentpunkte zurückgegangen.
Zwei Drittel der ÖsterreicherInnen (67 Prozent) sprechen sich dafür aus, dass die Länder der Euro-Zone ihre Zusammenarbeit weiter vertiefen sollten. Ein Fünftel steht dem negativ gegenüber, 13 Prozent können diese Frage nicht beantworten. Im Vergleich zu Dezember 2018 hat sich die Zahl jener, die sich für eine Vertiefung der Zusammenarbeit aussprechen, um 8 Prozentpunkte erhöht, die Zahl jener, die nicht zustimmen, ist um 4 Prozentpunkte zurückgegangen.
„In unsicheren Zeiten gewinnt der Euro als Währung, aber auch als Zeichen der Stabilität für die Österreicherinnen und Österreicher deutlich an Gewicht. Während in der Union zunehmend über Rechtsstaatlichkeit, Werte, aber auch Inflation diskutiert wird, Errungenschaften wie offene Grenzen zeitweise in Frage gestellt werden und über die weitere Ausrichtung der europäischen Integration erst wieder Konsens hergestellt werden muss, fungiert der Euro als europäischer Bezugspunkt, als Stabilitätsanker und Identifikationsmerkmal. Ein Lichtblick, der uns für das kommende Jahr zuversichtlich stimmen sollte“, schließt Schmidt.