ÖGfE | EU-Meinungsbild von Österreichs Jugend als Auftrag für die Zukunft
81 Prozent: EU-Mitgliedschaft ist gute Sache | 83 Prozent fühlen sich als EU-BürgerIn – Umfrage
„Jugendliche in Österreich sehen die Mitgliedschaft unseres Landes in der Europäischen Union überwiegend positiv. Das zeigt die diesjährige Jugend-Umfrage der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik, die noch vor dem Corona-Lockdown durchgeführt wurde. Dennoch bedeutet die Corona-Krise gerade für junge Menschen einen tiefen Einschnitt in ihre Lebensrealität. Ihren Anliegen muss daher gerade in den europäischen Wiederaufbauplänen zentrale Bedeutung zukommen. Jetzt ist es an der EU, dem in sie gesetzten Vertrauensvorschuss gerecht zu werden“, betont Paul Schmidt, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE).
Im Rahmen der ÖGfE-Jugendumfrage wurden im Zeitraum September 2019 bis Mitte März 2020 insgesamt 1678 Jugendliche ab 15 Jahre an 33 Schulen (Berufs- und Fachschulen, AHS und BHS) österreichweit befragt.
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81 Prozent bewerten die Mitgliedschaft unseres Landes in der Europäischen Union als „gute Sache“, 3 Prozent sehen sie dagegen als „schlechte Sache“. Ein knappes Fünftel (18 Prozent) äußert sich in dieser Frage unentschieden („weder noch“).
Mehr als acht von zehn Jugendlichen fühlen sich selbst als EU-Bürgerin oder EU-Bürger – davon 40 Prozent „auf jeden Fall“ und 43 Prozent „eher schon“. Für insgesamt 17 Prozent gilt dies jedoch nicht: 14 Prozent empfinden sich „eher nicht“ und 3 Prozent „überhaupt nicht“ als EU-BürgerIn.
Sieben von zehn Befragten sind der Ansicht, dass in Zukunft innerhalb der EU eher mehr gemeinsam auf europäischer Ebene entschieden werden sollte. Drei von zehn plädieren für ein Mehr an nationalen Entscheidungen.
„Unter Jugendlichen ist die Identifikation mit Europa kontinuierlich hoch, sie plädieren dafür, dass grundsätzlich mehr Entscheidungen auf europäischer Ebene getroffen werden. Die Corona-Pandemie hat diesem Wunsch anfangs einen Dämpfer versetzt, nun ist es umso wichtiger, dass die umfassenden EU-Hilfsprogramme rasch zur Umsetzung gelangen.“
Neun von zehn Befragten halten die EU gegenwärtig für „demokratisch“, eine/r von zehn sieht sie als „undemokratisch“. 87 Prozent bewerten die Union als „sozial“, 13 Prozent als „unsozial“. 83 Prozent empfinden die Europäische Union als „sicher“, 17 Prozent als „unsicher“. 77 Prozent sehen sie als „stark“, 23 Prozent als „schwach“. Sieben von zehn Befragten ist die EU „vertraut“, drei von zehn ist sie „fremd“. Lediglich 24 Prozent haben den Eindruck, dass die Union „einfach“ist, 76 Prozent empfinden sie als „kompliziert“.
„Österreichs Jugend stellt der EU ein gutes Zeugnis aus“, sagt Schmidt. „Ein überwiegender Teil empfindet sie als demokratisch, sozial, sicher und stark. Eine große Mehrheit hält die Union allerdings auch für kompliziert. Wenn es um die Frage geht, welchen Themen sie sich vorrangig widmen soll, zeigt sich eine klare Prioritätenskala.“
An erster Stelle steht der Klima- und Umweltschutz (80 Prozent): Schülerinnen ist dieser Punkt wichtiger als Schülern (86 zu 76 Prozent), jungen eher als älteren (15 Jahre: 92 Prozent / 16 bis 18 Jahre: 79 Prozent / ab 19 Jahre: 70 Prozent). Jugendliche an AHS sprechen sich zu 90 Prozent dafür aus, dass Klima- und Umweltschutz eine besondere Priorität der EU sein soll, bei SchülerInnen an BHS sind es 79 Prozent, bei jenen an Berufsschulen 70 Prozent.
69 Prozent möchten, dass sich die EU künftig verstärkt darum kümmert, die Kluft zwischen Arm und Reich zu verringern. 63 Prozent der Jugendlichen erwarten, dass die EU sich für Menschenrechte stark macht. Ebenso hoch – 63 Prozent – ist die Zahl jener, die sich wünschen, dass die EU die Zuwanderung von Flüchtlingen engagiert regelt.
57 Prozent sehen es als eine der dringlichsten Aufgaben der EU, Arbeitsplätze zu schaffen. 49 Prozent sind der Ansicht, dass sich die EU künftig stärker der Bekämpfung des internationalen Terrorismus widmen soll. 38 Prozent möchten, dass sich die EU um die Stärkung der Demokratie auf EU-Ebene kümmert. 33 Prozent wünschen sich, dass sich die EU beim Ausbau der Digitalisierung stark engagiert. Für 29 Prozent schließlich ist der Ausbau europäischer Jugendaustauschprogramme ein zentraler Bereich, dem sich die EU zuwenden soll.
„Das EU-Stimmungsbild der Jugend prä-Corona ist überwiegend positiv. Wirtschaftliche Krisenzeiten sind jedoch ein idealer Nährboden für nationalistische und populistische Strömungen, Protektionismus und Demokratieverdruss. Um dagegenzuhalten, braucht es daher jetzt entschiedene gemeinsame Schritte auf europäischer Ebene, die den Mehrwert der Zusammenarbeit in den Vordergrund stellen“, appelliert Schmidt.